Die globale Regression der Demokratie geht häufig einher mit enger werdenden Spielräumen für zivilgesellschaftliche Akteure. Diese Shrinking Spaces sind auch in Südostasien zu beobachten und gefährden die demokratischen Fortschritte der letzten drei Jahrzehnte. Eine zunehmende Einschränkung zivilgesellschaftlicher Räume ist vor allem in den Indonesien unter Jokowi und den Philippinen unter Duterte zu beobachten, in Myanmar und Thailand haben Teile der Zivilgesellschaft selbst zur demokratischen Regression, wenn nicht sogar zum Zusammenbruch der Demokratie beigetragen (sog. Uncivil Society)

Zusammen mit meiner Kollegin Meredith Weiss von der State University of New York habe ich eine Sonderausgabe des Journal of Current Southeast Asian Affairs editiert, die danach fragt, wie Zivilgesellschaften auf den stärkeren Druck seitens zunehmend autoritärer Herrscher reagieren. In sechs interessanten Fallstudien (Indonesien, Kambodscha, Malaysia, Myanmar, Philippinen und Thailand) wird aufgezeigt, wie zivilgesellschaftliche Organisationen auf autoritären Druck reagieren und diskutiert, warum Sie nur selten als Brandmauer gegen Democratic Backsliding fungieren können. Alle Artikel sind open Access auf der Homepage des Journal of Current Southeast Asian Affairs zu finden.

Diese Tage erscheint ein neuer Sammelband zum Thema Präsidentialismus und Demokratie in Ost- und Südostasien. Der mit meinem Kollegen Mark R. Thompson von der City University Hong Kong herausgegebene Band untersucht den Einfluss des Regierungssystems auf die Demokratie in 6 asiatischen Ländern (Indonesien, Myanmar, Philippinen Südkorea, Taiwan, Timor Leste). Der Band trägt damit zu Diskussionen über die Regression der Demokratie in Ost- und Südostasien bei und fragt nach der Rolle des Präsidentialismus in diesem Prozess. Er geht damit genauso auf die von Juan Linz angestoßene Diskussion über die „Gefahren des Präsidentialimus“ ein wie auf die Frage der institutionellen Ursachen demokratischer Erosion.

Erste Reviews des Bandes kommen zu folgendem Urteil:

„This book offers important insights into the operation of presidentialism. As the editors point out, cases from East and Southeast Asia are very infrequently invoked in theoretical discussions of presidentialism. By offering theoretically informed analyses of these cases, this book begins to bridge a gaping empirical lacuna and will significantly advance our understanding of how presidential institutions work. It is a welcome addition to the literature on presidentialism.“ – José Antonio Cheibub, Texas A&M University, USA

„This is an important book. The analyses of six presidential and semi-presidential systems are of particular importance for the discussion about the current state of democracy and its future prospects in East and Southeast Asia. The case studies in this volume shows the virtues of empirical analysis of formal political institutions that takes context into account, avoids simplistic generalizations and shows how rich and varied constitutional norms, democratic procedures and informal institutions can be in this part of the world. The editors and the authors are to be much congratulated for bringing these neglected cases to the attention of presidentialism studies.“ – Aurel Croissant, Heidelberg University, Germany.

Neuerscheinungen zu Myanmar

Februar 5, 2021

Anfang Januar erschien mein neuer Aufsatz „Ruling but not governing: Tutelary Regimes and the Case of Myanmar. Darin ordne ich das Phänomen der „Enklavenregime“ (engl. tutelary regimes) politikwissenschaftlich ein. Diese Regime sind sehr selten und zeichnen sich dadurch aus, dass nicht die gewählten Repräsentanten, sondern andere politische Akteure über erhebliche Gestaltungsmacht verfügen. Beispiele hierfür sind Thailand oder auch Myanmar. Am Fallbeispiel Myanmar zeige ich dann, wie demokratische Errungenschaften durch das Militär im Kern beschädigt werden. So kann man sagen, dass Presse- und Versammlungsfreiheit stark unter Druck, Rechtsstaatlichkeit vollständig verkümmert ist. Myanmar wurde häufig als „Demokratie“ bezeichnet, weil es eine gewählte Regierung besitzt – gleichzeitig üben aber Militärs Druck auf die gewählte Regierung aus, erpressen sie oder blockieren demokratische Entscheidungen. Hintergrund ist das Sendungsbewusstsein des Militars, als Hüter oberhalb der Demokratie zu fungieren. Der Aufsatz ist open access hier zu finden. Er schließt ein Forschungsprojekt ab, das ich im letzten Jahr zusammen mit meinen Kollegen vom GIGA und der Universität Hamburg durchgeführt habe. Finanziert wurde es aus Geldern des European Union Horizon 2020 Fonds im Rahmen des Forschungsverbunds CRISEA.

Zum Artikel "Neue Studie von Prof. Bünte zum Thema „Enklavenregime“"

Am 1. Februar putschte dann das Militär aufgrund von angeblichem Wahlbetrug und nahm Staatsrätin Aung San Suu Kyi und Präsident Win Myint fest. Eine Übersicht über die Entwicklungen, die zum Putsch führten, finden sie in meinem Blogbeitrag des East Asian Forum.

Seit dem 1. September 2019 bin ich neu berufener Professor für Politikwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Ich baue am Institut für Politikwissenschaft der FAU den Schwerpunkt Politikwissenschaft Außereuropäische Regionen/ Asien auf. Mitte August erhielt ich von Universitätsvizepräsidentin Prof. Bärbel Kopp die Ernennungsurkunde überreicht.

 

 

In meiner Arbeit widme ich mich weiterhin den politischen Transformationsproblemen – autoritären Beharrungskräften wie demokratischen Bestrebungen. Schwerpunktregion der Forschung bleibt Südostasien. In der Lehre wird dabei angestrebt, Kooperationen mit asiatischen Universitäten neu aufzubauen. Vorhandene Kooperationspartnerschaften mit dem GIGA und der Monash-Universität werden intensiv bestehen bleiben. Beiden Institutionen werde ich als „Associate“ verbunden bleiben.

 

 

 

 

 

 

Ich erhielt heute auf dem Monash Staff Forum eine Auszeichnung für Excellente Forschung 2017.  Die Jury würdigte in ihrer Begründung insbesondere meine Forschung zum Wandel des Militärregimes in Myanmar.

Die Monash University zeichnet jedes Jahr Forschung aus, die auf nationaler oder internationaler Ebene herausragend ist.

 

 

Mit der Aufnahme Myanmars in die Extractive Industry Transparency Initiative (EITI) sind große Hoffnungen verbunden. Der frühere Präsident Thein Sein nannte als Beweggrund für den Beitritt seines Landes, „dass der Ressourcenreichtum des Landes der  Bevölkerung und nicht einer kleiner Gruppe zugute kommen soll“. Basierend auf zwei Feldaufenthalten im Frühjahr 2013 und 2014 habe ich mich mit den Motivationen der jeweiligen Akteure, Regierung, NGOs und der Privatwirtschaft beschäftigt und die Hindernisse für eine transparente Politik untersucht . Die Ergebnisse werden als Aufsatz in einer Special Issue des Journal of Contemporary Asia veröffentlicht. Titel des Aufsatzes ist: „Building Governance from Scratch: Myanmar and the Extractive Industries Transparency Initiative (EITI).

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Abstract: The Extractive Industry Transparency Initiative is a set of transnational rules that aims at improving governance in the oil, gas and mining sector. Several resource rich countries have joined the initiative since its inception in 2002. The question is why and with what effect? The article explores the case of Myanmar and argues that both state and non-state actors use the transnational regulations of the Extractive Industry Transparency Initiative framework for their own ends. While the government attempts to attract broader foreign investment and increased foreign aid, civil society tries to address the human rights situation in the country. While this ultimately leads to conflict and confrontation in a society shaken by a long period of authoritarianism and civil wars, there is potential for the Myanmar Extractive Industry Transparency Initiative to provide an opportunity to improve state–society relations and build inclusive governance structures with an improved human rights record. However, the challenges are massive given the weakness of the state, ongoing armed conflict in ethnic minority areas and low trust between political actors.

Die Special Issue beschäftigt sich mit der Rolle nicht-staatlicher Akteure in den IB. Zusammengestellt wurde die Special Issue von Helen Nesadurai und Shaun Breslin, die in ihrem Einleitungssaufsatz Who governs and How?  der Frage nachgehen, welche Bedeutung solche nichtstaatlichen Akteure bei der Setzung von Regeln und Standards haben.

Special Issue der Zeitschrift Contemporary Politics (online before print), herausgegeben zusammen mit Mark Thompson (City University Hong Kong)

 

Inhalt

Marco Bünte/ Mark Thompson: Perilous Presidentialism in Southeast Asia

Mark Thompson: The Phillippine Presidency in Southeast Asian Perspective: imperiled and imperious presidents, but not perilous presidentialism

Dirk Tomsa: Regime Resilience and Presidential Politics in Indonesia

Andreas Ufen: Party Presidentialization in Indonesia

Rui Fejo: Perilous Semi-Presidentialism? On the democratic performance of Timor Lestes government system

Marco Bünte: Perilous Presidentialism or Precarious Power-Sharing? Hybrid Regime Dynamics in Myanmar

Publication Cover

Abstract Introduction:
Regional patterns have long been crucial to debates about presidentialism starting with the Latin American cases in which presidential systems were seen to have contributed to political instability. This special issue examines four cases of presidentialism in Southeast Asia. Both the ‘first’ wave of the presidentialism literature which focuses on ‘pure’ cases of presidentialism, and the ‘second’ wave, which concentrates on a complex mixture of presidentialism and other institutions, are relevant to Southeast Asia. Among ‘pure’ presidential systems, the Philippines appears to provide support to ‘the perils of presidentialism’ thesis given the collapse of democracy there several decades ago and periodic instability since then. But Indonesia, despite ostensibly having the additional institutional perils of multipartism, has proved stable. Among the hybrid cases of presidentialism, both Myanmar and Timor Leste have forged elite accommodation through creating presidential-style institutions, including one considered particularly unpromising for achieving political stability in the literature. Because presidentialism has been associated both with elite accommodation and stability as well as political conflict and instability, the Southeast Asia cases do not clearly demonstrate the dangers of presidentialism. They point instead to the relative lack of explanatory power of this institutional arrangement in understanding political stability.

 

In Ostasien weisen die Wahlen eine geringe Integrität auf. Auf dem Perception of Electoral Integrity Index, der auf Expertenbefragungen beruht und von der Universität Harvard und Sydney erstellt wird, liegen die Länder Ostasiens auf einer mittleren bis unteren Stufe. Wahlfälschungen, beginnend mit gesetzlichen Beschränkungen bis hin zu Gewalt und Einschüchterung, sind an der Tagesordnung. Auf einer eintägigen Konferenz am Rande einer Tagung der American Political Science Association haben Experten die empirischen Befunde diskutiert. Organisiert wurde die eintägige Tagung von Netina Tan (McMaster Universität) und Kharis Templeman (Stanford Universität).

 

 

Ich habe in meinem Beitrag die Wahlen in Myanmar 2010 und 2015 diskutiert und die verschiedenen Formen von Wahlbetrug nachgezeichnet. Die Ergebnisse der Tagung werden in einem Sammelband und Einzelaufsätzen veröffentlicht.

Demokratie in Ostasien

Juli 10, 2017

Wie widerstandsfähig ist die Demokratie in Ostasien? Lässt sich das im Westen vorzufindende Phänomen der „Entkonsolidierung“ auch in den Demokratien Ostasiens antreffen? Warum sind die Demokratien hier stabil oder woran kranken die jungen Demokratien Südostasiens? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der von der Taiwan Foundation of Democracy veranstalteten Tagung „Democratic Persistence“, die Mitte Juni in Taipeh stattfand. Der Workshop ist Auftakt einer Reihe von Tagungen, auf der die Zukunft der Demokratie in Ostasien diskutiert wird. An der Tagung teil nahmen Dirk Berg-Schlosser (Universität Marburg), Chen Wanyi (TFD), Minaa Sumaadii (Freie Universität Berlin), Laurence Whitehead (Oxford University), Tj Cheng (College of William and Mary, Taiwan Journal of Democracy), XU Sijan (Leiter der Taiwan Foundation of Democracy), Eve Warburton (ANU), und Erik Kuhonta (McGill)

 

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In meinem eigenen Beitrag „Myanmar: An Emerging Democracy“ diskutiere ich, ob wir Myanmar bereits als Demokratie betrachten können. Die Diskussionen werden auf einer Tagung im November weitergeführt und anschließend publiziert.

 

Sozialwissenschaften werden auch in Myanmar immer wichtiger. Immer mehr Universitäten sind international orientiert und arbeiten mit westlichen Kollegen an gemeinsamen Themen. Aufgrund der jahrzehntelangen Abschottung und der Unterfinanzierung der Universitäten steht die sozialwissenschaftliche Forschung jedoch erst am Anfang. Zudem stellt sich die Frage der politischen Autonomie einer kritischen sozialwissenschaftlichen Forschung.

 

 

Um die Sozialwissenschaften zu stärken, findet jedes Jahr mit Geldern der Konrad-Adenauer Stiftung eine Summer School für Lehrende der Sozialwissenschaftlichen Fakultät in den Universitäten von Yangon und Mandalay statt. International ausgewiesene Fachleute geben dabei Einführungen in die Internationalen Beziehungen, des Konfliktmanagements, der Vergleichenden Politikwissenschaft und der Diplomatie. Ich war dieses Jahr eingeladen, ein Modul zu Methoden beizusteuern. In einem 20stündigen Kurs wurden die Grundlagen der sozialwissenschaftlichen Methoden vermittelt.